Interview mit Dr. Alain Krapl

Erfahren Sie mehr über unseren neuen Head Knowledge Exchange and Education
Datum13 März 2023
KategorieNews

Lernen Sie Dr. Alain Krapl, unseren neuen Head Knowledge Exchange & Education, kennen. Entdecken Sie seine Ansichten über den "War of Talents" und die Schweiz als Finanzforschungszentrum und erfahren Sie mehr über seine Mission und seine Pläne für die SFI Master Classes:


1.    Alain Krapl, Sie haben einen Grossteil Ihrer akademischen Laufbahn in den USA verbracht. Wie wird der Schweizer Forschungsstandort, speziell im Bereich der Finanzwissenschaften, im Ausland wahrgenommen?
Die Schweiz wird auf der internationalen Bühne sehr wohl als leistungsfähiger und kompetitiver Forschungsstandort ¬– gerade im Bereich der Finanzwissenschaften – wahrgenommen. Das hängt auch damit zusammen, dass Forschende aus der Schweiz, darunter zahlreiche SFI-Professorinnen und SFI-Professoren, ihre aktuellen Forschungsarbeiten regelmässig in renommierten akademischen Publikationen, wie beispielsweise dem "Journal of Finance", dem "Journal of Financial Economics" oder der "Review of Financial Studies" veröffentlichen und dadurch einen enormen Reputationsgewinn erfahren.   

2.    Welche Bedeutung hat der "War of Talents" in der akademischen Welt? Wie kann der Schweizer Forschungsstandort akademische Talente, die weltweit umworben werden, gewinnen?
Wenn wir über die akademische Talentförderung und -gewinnung sprechen, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Top-Professuren in den USA mit Summen dotiert sind, die in der Schweiz undenkbar sind. Gerade hier leistet die Trägerschaft des SFI – die Schweizer Banken sowie führende Schweizer Universitäten – dem Schweizer Forschungsstandort einen enormen Dienst, indem die monetäre Entschädigung für eine SFI-Professur auf ein international konkurrenzfähiges Niveau angehoben wird. Ohne diese Kompensationszahlungen, die den Schweizer Steuerzahler nichts kosten, wäre Finanzforschung auf Weltniveau in der Schweiz unrealistisch, darüber vermag auch die hohe Lebensqualität in unserem Land nicht hinwegzutäuschen, die von der internationalen Forschungselite durchaus zur Kenntnis genommen und geschätzt wird.

3.   Was ist Ihrer Ansicht nach die zentrale Aufgabe von SFI?
Das SFI generiert für den Schweizer Finanzplatz in verschiedenen Dimensionen einen Mehrwert. Zum einen ist es in der globalen akademischen Welt eine hoch angesehene Institution, wenn es darum geht, talentierte Finanz-Professorinnen und -Professoren zu rekrutieren. Dabei handelt es sich in der Regel um Forschende, die von zahlreichen renommierten Universitäten auf der ganzen Welt umworben werden. Zum anderen steht das SFI vorbehaltlos im Dienst der Schweizer Finanzindustrie und verfolgt aufgrund seiner Ausrichtung als Non-Profit-Organisation keinerlei Eigeninteressen. Dadurch ist sichergestellt, dass immer die Bedürfnisse der Trägerschaft des SFI im Vordergrund stehen und nicht die eigenen
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4.    Seit dem 1. Februar 2023 verantworten Sie im SFI den Bereich "Knowledge Exchange and Education". Welche neuen Impulse sind von Ihnen zu erwarten? Wo liegt das Hauptaugenmerk in Ihrer neuen Rolle?
Meine Vorgängerin hinterlässt einen Wirkungsbereich, der bereits sehr gut aufgestellt ist. Ich werde mir in den kommenden Monaten aber sehr genau anschauen, wo wir uns allenfalls noch weiter verbessern können. Hierfür werde ich mich sehr intensiv mit unserer Trägerschaft austauschen. Klar ist, dass wir uns auf dem Erreichten nicht ausruhen dürfen. Eine aktivistische Hektik halte ich allerdings für unangebracht. Neue Impulse dürfen nicht zum Selbstzweck erfolgen, sondern müssen sich immer an den Bedürfnissen unserer Trägerschaft ausrichten.

5.    Gilt das auch für die SFI Master Classes?
Das gilt sogar in besonderem Masse auch für die SFI Master Classes. Nur wenn es uns weiterhing gelingt, die richtigen Themen zu adressieren, schaffen wir Branchen-relevanten Mehrwert in Form von Wissenskapital.

6.     Welche Bedeutung messen Sie dem aktiven Wissensaustausch zwischen der SFI Faculty und der operativen Basis innerhalb der heimischen Finanzindustrie zu? 
Der aktive Wissensaustausch zwischen der SFI Faculty und der operativen Basis ist eine Kernaufgabe des SFI, schliesslich legitimiert der Schweizer Finanzplatz seine globale Spitzenposition in erster Linie über eine breit abgestützte Finanzexpertise an der Kundenschnittstelle. Mit den SFI Professoren und den SFI Master Classes als hoch effizienter und breit anerkannter "Knowledge Channel" stellen wir den Führungsanspruch von Schweizer Banken sicher.

7.    Wo wird das SFI in zehn Jahren stehen? Muss sich das SFI transformieren und wenn ja, in welche Richtung?
Natürlich wird sich auch das SFI über die Zeit verändern und neuen Entwicklungen Rechnung tragen müssen, zumal die DNA des SFI per Definition auf Veränderung ausgelegt ist. Forschung – auch oder gerade in den Finanzwissenschaften – ist im Idealfall immer mit einem Erkenntnisgewinn verbunden, den es in die Praxis zu übersetzen gilt. Und genau dieser Rolle kommt dem SFI zu: Veränderungen frühzeitig zu identifizieren, deren Tragweite zu ergründen und an die Basis zu transferieren. Wenn uns das nicht mehr gelingt, verlieren wir unsere Daseinsberechtigung.   

8.    Welche künftigen (finanzwissenschaftlichen) Themen sind aus Ihrer Sicht für den Schweizer Finanzplatz von grosser Bedeutung? Wo orten Sie Versäumnisse oder Wissenslücken?
Die Liste der relevanten Themen ist bereits heute sehr lang – und sie wächst weiter an. Naheliegend, aufgrund der Relevanz für einen Grossteil der Schweizer Banken, sind übergeordnete Themen aus den Bereichen Zentralbankenpolitik, Zinsen, Sustainable Finance, geopolitische Schocks oder Risiken sowie die Technologie-Entwicklung im Finanzsektor. Darüber hinaus müssen wir uns aber auch in Zukunft mit den klassischen Themen in Bereichen wie Corporate Governance, Financial Risk Management, Investments und Asset Management beschäftigen. Der Themen-Fundus bleibt dabei breit gefächert und wird systematisch gespiesen von der SFI Faculty.

9.  Schlussfrage: Weshalb haben Sie sich für ein akademische Berufskarriere entschieden? Und warum ausgerechnet im Bereich der Finanzforschung?
Sie werden lachen, aber aufgrund eines Übersetzungsfehlers habe ich mich mit dem Ziel eines Betriebswirtschaftsstudiums in den USA versehentlich für "Economics" entschieden, um dann erst viel später zu realisieren, dass mein Herz eigentlich für Finance schlägt. Ein Übersetzungsfehler notabene, denn ich bis zum heutigen Tag nie bereut habe …