Finanzplatzstabilität – zehn Jahre nach der Krise

Zehn Jahre nach der globalen Finanzkrise steht das Thema “Finanzplatzstabilität” im Fokus aller relevanten Akteure. Welche Lehren aus der Krise gezogen wurden, diskutierten hochkarätige Protagonisten aus Industrie und Forschung im Rahmen unserer gestrigen Jahreskonferenz im SIX ConventionPoint.
Datum08 Nov. 2018
KategorieNews

Die rund 250 Teilnehmenden erlebten eine aufschlussreiche und spannende Konferenz, welche nebst den Präsentationen auch reichlich Gelegenheit zum informellen Wissensaustausch bot. Den Auftakt der Konferenz bildete das Referat zu Money and Payments in the Digital Age von Prof. Hyun Song Shin, Economic Adviser und Head of Research bei der Bank for International Settlements. Er thematisierte in seinem Beitrag die technologischen sowie die psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit Digital Token Payments. Letztlich bleibt die Vertrauensfrage zwischen den einzelnen Akteuren, gerade auch in einem hoch technologisierten Umfeld, von zentraler Bedeutung. Vor diesem Hintergrund unterstrich Prof. Shin auch die Bedeutung von Zentralbanken, deren Verhalten massgeblich Vertrauen unter den Finanzplatzteilnehmern stiftet. Ferner wies er darauf hin, dass die technologischen Fortschritte im Finanzbereich zwar unbestritten sind, die damit verbundenen Vorteile gegenüber den konventionellen Ansätzen hingegen noch erbracht werden müssen.

Prof. Jean-Charles Rochet vom SFI und der Universität Genf zeigte anschliessend in seinem Referat am Beispiel von vier konkreten Themen den Mehrwert, den die Finanzforschung im Nachgang an die globale Finanzkrise beziehungsweise deren Aufarbeitung zu generieren vermochte. So untersuchten SFI-Forschende beispielsweise das Verhalten von Hedge und Mutual Funds kurz nach Ausbruch der Krise. Ein weiteres Researcher-Team beleuchtete und hinterfragte die Ausgestaltung der von den Regulatoren in unterschiedlicher Ausprägung durchgeführten Stresstests und entwickelte einen neuartigen Stresstest namens V-Lab. Weitere Forschungsbereiche, die Prof. Rochet erwähnte, umfassten die eingehende Analyse von Kreditzyklen, die ein Finanzsystem sowohl in Boom- als auch in Bust-Phasen massgeblich beeinflusse, sowie Kompensationsmodelle in der Finanzindustrie.

 

Anschliessend erinnerte Dr. Fritz Zurbrügg von der Schweizerischen Nationalbank in seinem Referat Financial Stability: Old and New Challenges daran, dass ein stabiles Finanzsystem eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren einer Volkswirtschaft sowie für die Umsetzung der Geldpolitik sei. Gleichzeitig machte er klar, dass die Finanzplatzstabilität in erster Line durch einen robusten Bankensektor gesichert, beziehungsweise durch grosse Verwerfungen im Immobilien- und Hypothekenmarkt geschwächt werde.

 

Den Abschluss der Konferenz bildete das Referat von Tidjane Thiam von der Credit Suisse Group AG, der eine Vielzahl von persönlichen Anekdoten zum Besten gab und dabei durchaus selbstkritisch auch den Vertrauensverlust, den die Finanzindustrie nach wie vor zu vergegenwärtigen hat, thematisierte. In der anschliessenden Fragerunde, moderiert von Claude Baumann, finews.ch, beantwortete Hr. Thiam die zahlreichen Fragen aus dem Publikum.

 

Anschliessend veranschaulichte unser Stiftungsratspräsident Dr. Romeo Cerutti von der Credit Suisse Group AG in seinem Schlusswort nochmals die wichtige Bedeutung des SFI als verbindendes Element zwischen der Finanzwirtschaft und der Finanzwissenschaft und bekräftigte den für den Schweizer Finanzplatz verbundenen Mehrwert, der aus der engen Verzahnung zwischen Industrie und Forschung resultiert.