Wachstum im Spannungsfeld der Kredit- und Schuldenwirtschaft

Wirtschaftliches Wachstum gilt fast überall auf der Welt als eines der Hauptziele staatlicher Wirtschaftspolitik. Wachstum, so wird argumentiert, zeichne eine starke Wirtschaft aus, die wiederum von einem prosperierenden Finanzsektor gespiesen werde. Mit der jüngsten Finanzkrise wurde allerdings das Vertrauen in eine krisenresiliente Finanzindustrie getrübt. Über die Ursachen der wirtschaftlichen Verwerfungen im Finanzsektor und über die Rahmenbedingungen eines gesunden Wirtschaftswachstums diskutierten hochkarätige Protagonisten aus Industrie und Forschung im Rahmen unserer gestrigen Jahreskonferenz im Zürcher Kunsthaus.
Datum15 Nov. 2019
KategorieNews

Das Zürcher Kunsthaus diente gestern für einmal nicht als Ort der schönen Künste, sondern als Wissensaustausch-Plattform für Praktiker und Akademiker aus der Finanzindustrie. Vor mehr als 300 Teilnehmenden diskutierten hochkarätige Protagonisten aus Industrie und Forschung im Rahmen unserer Jahreskonferenz das Thema "Verschuldung, Wachstum und Widerstandsfähigkeit". 

 

Den Auftakt der Konferenz bildete das Referat von Sergio P. Ermotti, Group Chief Executive Officer, UBS Group AG. Er thematisierte die zahlreichen Einflussfaktoren, die den Geschäftsgang – und damit letztlich das Wachstumspotenzial – der Schweizer Banken beeinflussen. Während sich das aktuelle Negativzinsumfeld sowie regulatorische Hürden belastend auswirken, benannte er die technologische Entwicklung sowie das Wissenskapital der Beschäftigten als Treiber für künftiges Wachstum in der Bankenwelt. 

Mehr zu seinem Referat erfahren Sie in den folgenden Medienberichten:

 

•    Finews "UBS: Heimlicher Strategiewandel?“ – 14. November 2019

•    FuW "UBS-Chef Ermotti rechnet mit weiterer Konsolidierung" – 13. November 2019

•    L’Agefi "Le Swiss Finance Institute SFI se penche sur les défis de la dette" – 13. November 2019

•    Bilan "Le patron d'UBS table sur une consolidation parmi les banques" – 13. November 2019

 

Im Anschluss an seine Ausführungen referierte der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, Professor Bengt Holmström vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er identifizierte in seinen Ausführungen die weltweite Knappheit an "sicheren" Anlagen als Schlüsselfaktor für die anhaltende Negativzinspolitik der Zentralbanken und führte diesen Umstand unter anderem auch auf eine systembedingte Informationsasymmetrie innerhalb der Investorengemeinde zurück. 


Mehr zu seiner Einschätzung erfahren Sie im folgenden Medienbericht:


•    Allnews "Toute l’économie est affaire d’incitations" – 14 November 2019
 

Swiss Finance Institute-Professor Jean-Charles Rochet von der Universität Genf betonte in seinem Referat, dass die globale Verschuldung einen historischen Höchststand erreicht habe, was neue Fragen aufwerfe. Professor Rochet lieferte anhand aktueller Forschung der SFI-Fakultät Antworten dazu. So untersuchten SFI-Forschende beispielsweise die Auswirkungen der Verschuldung von Unternehmen auf deren Innovations- und Wachstumskraft, die Folgen der Bankenregulierung Basel III auf die Widerstandsfähigkeit der Finanzindustrie im Besonderen sowie auf das das BIP-Wachstum generell, wie hoch die maximale Staatsverschuldung sein dürfe und ob die Dominanz des US-Dollars im Schuldenmarkt anhalten werde. 

Der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinung, Herbert J. Scheidt, betonte anschliessend die Bedeutung des Bankensektors, welchen er als ausgesprochen wettbewerbsfähig bezeichnete. Die Schweizer Banken seien eine wichtige Säule für die Schweizer Wirtschaft. Nicht nur wegen ihrer Rolle als Arbeitgeber, Steuerzahler und Motor für die Volkwirtschaft. Er betonte zudem, man müsse über die Gefahren der steigenden Staatsverschuldung sprechen. Die Länder müssen Wege aus der Schuldenfalle finden, während gleichzeitig die Zentralbanken ihre Unabhängigkeit bewahren müssen.

Unser Stiftungsratspräsident Dr. Romeo Cerutti von der Credit Suisse Group AG veranschaulichte schliesslich in seinem Schlusswort nochmals die Bedeutung des SFI als verbindendes Element zwischen der Finanzwirtschaft und der Finanzwissenschaft und bekräftigte den für den Schweizer Finanzplatz verbundenen Mehrwert, der aus der engen Verzahnung von Industrie und Forschung resultiert. Zudem dankte er Professor René Stultz (Ohio State University) für seinen ausgezeichneten Beitrag als Vorsitzender unseres Wissenschaftsrats von 2006-2019 und verkündete die Gewinner des diesjährigen SFI Outstanding Paper Awards.